Die frühen Jahre

1936 beginnt im Erho­lungs­haus Pniel auf Schloss Rein­bek (Ham­burg) ein ers­ter Aus­bil­dungs­weg. Es ist eine pri­vate Haus­hal­tungs­schule, in der sie von April bis April ein Jahr lernt. Ihre Noten sind in allen Fächern gut bis sehr gut. Auch über diese Zeit ver­mit­teln Fotos Eindrücke.

Das Jahr 1937 ist als der Anfang einer das Leben von Erika Krum­wiede beson­ders prä­gen­den Zeit zu nen­nen. Sie tritt als Acht­zehn­jäh­rige in die Mis­si­ons­schule für äußere Mis­sion „Bibel­haus Mal­che“ ein. Diese Aus­bil­dung bei Bad Frei­en­walde an der Oder dau­ert von 1937 bis 1939. (In diese Zeit fällt am 21.9.1938 die Ände­rung des Fami­li­en­na­mens aller Geschwis­ter in Müller-Krumwiede.) Von 1939 bis 1941 wird sie in die­ser Ein­rich­tung zur Gemein­de­hel­fe­rin aus­ge­bil­det und legt ihre Prü­fung im Juni 1941 ab.

In einer Fülle von Grup­pen­fo­tos der jun­gen Frauen aus der Mal­che sind Grund­ele­mente spä­te­rer „musi­scher“ Tätig­kei­ten sicht­bar. Lai­en­spiel, Musik und Gesang bestim­men auch die Anfänge ihrer beruf­li­chen Tätig­keit. Hier und in der fol­gen­den Ein­rich­tung erlebt sie auch eine beson­dere reli­giöse Aus­rich­tung und Fröm­mig­keit. In vie­len Noti­zen und Zita­ten und auch in Wid­mun­gen von Leh­rern oder Freun­din­nen fin­den sich Hin­weise darauf.

 

Wir kön­nen nichts wei­ter tun, als unsere lee­ren Hände

zu öff­nen, Gott füllt sie mit allem.

 Erika Krumwiede

Mit „Oster­fe­rien 1941, Isern­ha­gen bei Han­no­ver“ sind zwei fremde Schrift­stü­cke datiert. Eines ist mit „Lebens­re­geln“ über­schrie­ben („Ver­lasse deine Kam­mer nicht, ohne sie (die Bibel) mor­gens zuvor gele­sen zu haben“) und for­mu­liert einen Moral- und Ver­hal­tens­co­dex mit sehr stren­gen Regeln. Der zweite Text beschreibt ebenso eng und Demut for­dernd „Zwölf Gebote für eine christ­li­che Haus­frau“. (u.a. „…Sei immer sau­ber und schmü­cke Dich für Dei­nen Mann. d.h. Du sollst kei­nen Tand trei­ben, son­dern Dei­nen Leib in Unschuld und Liebe Dei­nem Manne wei­hen, denn das ist Got­tes Wille.“)

Und liest man ihre didak­ti­sche Arbeit (in ihrer Aus­bil­dung ver­mut­lich 1940 oder 1941 unter dem Titel „Advent“ vor­ge­legt) über einen bib­li­schen Unter­richt mit Kin­dern, dann spricht aus den Kom­men­ta­ren, den Fra­gen an die Kin­der und aus den darin nahe­ge­leg­ten Ant­wor­ten eine har­mo­ni­sche Fröm­mig­keit. Im Schluss der Arbeit im Kapi­tel „Pra­xis“ heißt es:

Nun will ich mal sehn, ob ihr fein auf­ge­passt hab. Sagt mal, Kin­der, warum fei­ern wir Advent?

Antw.: Damit alles recht schön wird für Weihnachten.

Was ist denn Weih­nach­ten los?

Antw.: Da kommt der liebe Heiland.

Warum muss es auch in unse­ren Her­zen schön hell und sau­ber werden?

Antw.: Weil Jesus drin woh­nen will.

Wer macht es denn so hell und sauber?

Antw.: Jesus.

Kin­der, das müsst ihr recht behal­ten, dass euer Herz sau­ber sein muss, damit Jesus drin woh­nen kann, und dass nur Jesus euer Herz sau­ber machen kann, Dazu ist Jesus gekom­men und darum fei­ern wir Advent und Weihnachten.“

Die­sen Hin­ter­grund mit der beson­de­ren fami­liä­ren Fröm­mig­keit, der Fröm­mig­keit in der Aus­bil­dung und der Moral des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts bringt Erika Krum­wiede in ihre Geschichte ein.

Ein gewal­ti­ger Kon­trast dage­gen ist in ihrer Hal­tung und ihren Unter­neh­mun­gen seit Ende der sech­zi­ger Jahre zu sehen. Eine ein­schnei­dende Ver­än­de­rung in der Bio­gra­fie und in der Per­sön­lich­keit. Ver­mut­lich sind ihre radi­ka­len Fra­gen in spä­te­rer Zeit auch als Abgren­zung zu die­ser Prä­gung im ers­ten Drit­tel ihres Lebens zu verstehen.

Gleich nach dem Abschluss in der Mis­si­ons­schule geht sie von 1941 bis 1943 für 3 Semes­ter an die Kir­chen­mu­sik­schule in Berlin-Spandau. Sie schließt diese Aus­bil­dung im März 1943 als Orga­nis­tin und Chor­lei­te­rin mit einer Prü­fung ab. In der Urkunde wird ihr das „…kirch­li­che Zeug­nis ihrer Anstel­lungs­fä­hig­keit ver­lie­hen“. Mit der Kir­chen­mu­sik­schule tritt sie auch auf einer Kon­zert­reise vom 5. bis 12. Sep­tem­ber 1942 in ver­schie­den Städ­ten auf. Dar­über gibt ein umfang­reich gestal­te­tes Foto­al­bum mit Kri­ti­ken und Pro­gram­men Auskunft.


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