Noch vor dem „digitalen Zeitalter“: Erika Krumwiede erkennt die komplexe Wirkung des Bildes früh. Die Fülle der in Alben bewahrten Fotos aus den dreißiger und vierziger Jahren zeigt das. Aber einen Arbeitsschwerpunkt bildet die Fotografie in der eigenen Produktion und in zahlreichen Seminaren erst von 1962 bis 1977. Ein variabler und vielschichtiger Umgang mit dem Medium vom dokumentarischen zum experimentellen.
Auffällig ist, dass im Laufe der Zeit der Mensch aus ihren Fotos verschwindet; er ist nicht mehr im Bilde. Er steht vor dem Bild und wird mit ungewöhnlichen Perspektiven und Objekten konfrontiert. Er soll sich dem Bildeindruck aussetzen. Manchmal geschieht das durch Malereien auf Glas in Dia-Rahmen. Auch in diesem Medium setzt Erika Krumwiede darauf, dass die Wahrnehmung optischer Dissonanzen den Betrachter verändert.
Die ungewöhnlich große Menge ihrer Dias lässt sich nicht inhaltlich präsentieren. Es ist auch nicht das einzelne Bild, mit dem sie Wirkung erzielen will. Für eine Aktion entwirft sie z.B. eine Partitur für drei Projektoren gleichzeitig. Dazu wird im Hintergrund eine Collage aus Texten von Kurt Schwitters und dem Hohelied der Liebe gelesen. („Der Engel von Hannover – Man kann ja nie wissen“, Dia-Collage zum 750jährigen Geburtstag der Stadt Hannover.)
Aber wo wird Erika Krumwiede selbst sichtbar? Zahlreiche Bilder zeigen sie in den Kinder- und Jugendjahren. Je älter sie wird, desto weniger tritt sie auf Fotos in Erscheinung. Sie ist die Frau hinter den Bildern, die Regisseurin optischer und akustischer Inszenierungen. Ihre Lebensbilder sind in Bewegung als Mobilés einer Anstifterin zum Denken.
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